Nationale Verzehrsstudie II
Wie gesund ernährt sich eigentlich Deutschland? Dieser Frage gehen immer wieder verschiedene Institutionen auf den Grund, und nationale Verzehrsstudien wurden durchgeführt, um zu erfahren ob und wie gesund sich Mr. Otto Normalo in Deutschland ernährt. Kernfragen sind dabei in der Regel: Sind wir in Deutschland, durch unsere durchschnittliche moderne Ernährung, ausreichend mit Nährstoffen versorgt? Landet genug gesundes Gemüse und Obst auf dem Teller? Gibt es überhaupt einen erkennbaren Grund, warum immer mehr Menschen zu Nahrungsergänzungen greifen?
Doch wusstet Ihr, dass Euch öffentliche Institutionen und die Medien lediglich die geschönten Zahlen präsentieren?
Was propagieren Medien und öffentliche Institutionen?
Liest man Schlagzeilen der Medien oder Überschriften der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), so scheint nicht einmal ansatzweise ein Grund zur Sorge vor Mangelernährung zu bestehen. So schreibt die DGE: „Repräsentative Studien in Deutschland zeigen, dass bei der Mehrzahl der Vitamine die Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr im Mittel erreicht oder sogar überschritten werden.“ Das klingt aufmunternd und erfreut das Herz.
Stimmt das wirklich? Sind wir wirklich alle durch die Bank gut versorgt mit Nährstoffen? Und das angesichts des vermehrten Konsums von Zucker, Kohlenhydraten, Burgern, Fastfood, und Fertiggerichten? Wir schauen auch hier einmal genauer hin und hinterfragen pauschale Aussagen, Daten und Ergebnisse. Welche Daten häufig unerwähnt bleiben, zeigt sich nämlich erst bei genauerer Betrachtung der nationalen Verzehrsstudie II.
Liegt der Fokus der nationalen Verzehrsstudie auf Nährstoffen wie Vitamine und Mineralien?
Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat das Max Rubner-Institut (ehemals Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel) beauftragt die zweite nationale Verzehrsstudie durchzuführen. Daten zum Essverhalten wurden zwischen 2005 und 2007 erhoben. Wer jedoch eine detaillierte Aufschlüsselung der Nahrungsmittel erwartet, den müssen wir enttäuschen. Die nationale Verzehrsstudie II verallgemeinert die meisten Lebensmittel und betrachtet kaum Details.
So wird zum Beispiel nicht zwischen Bio und nicht-Bio Obst unterschieden. Brot und Getreideerzeugnisse werden nicht in Weißmehl, Vollkorn oder Mehrkorn unterteilt. Oder auch Fette werden kaum weiter aufgeschlüsselt und es wird nicht zwischen Omega3-Fettsäuren und Omega6-Fettsäuren unterschieden. Der Fokus der Analyse liegt folglich auf einer groben Differenzierung zwischen pflanzlichen Erzeugnissen, tierischen Erzeugnissen, Milchprodukten, Süßigkeiten und so weiter.
Da erstaunt es uns bereits schon, dass man derart genaue Aussagen zur Vitamin- und Mineralstoffzufuhr fällen kann.
Reicht nicht eine grobe Unterteilung der Lebensmittel aus?
Absolut nicht, weil Fleisch nicht gleich Fleisch und Obst nicht gleich Obst ist. So kann selbst der Vitamin C Gehalt in verschiedenen Apfelsorten um bis zu 350% variieren. Wie soll man dann erst Äpfel und Birnen miteinander vergleichen, äh… in einen Topf werfen?
Noch stutziger macht es uns, wenn man weiter in die Details der Analysen geht.
Wie bereits erwähnt, ist der Konsum von Fast Food Produkten oder Weißmehlprodukten stark angestiegen. Es ist jedoch bekannt, dass beim Herstellungsprozess von Weißmehl zum Beispiel mehr als 90% an Vitamin E verloren gehen. Dennoch errechnet die Studie, dass Brot und Getreideerzeugnisse 15% der täglichen Zufuhr an Vitamin E ausmachen sollen. Den durchschnittlichen Vitamin E Konsum gibt die Auswertung der nationalen Verzehrsstudie mit rund 100% vom RDA, sprich 12mg an. Dementsprechend sind 15% hiervon rund 2mg. Um den utopischen Wert von 2mg durch den Konsum von Broterzeugnissen zu erreichen, müsste man jedoch rund 200g Vollkornbrot verzehren. Männer konsumieren jedoch täglich nur rund 300g und Frauen 240g Brot und Getreideerzeugnisse. Daraus kann sich jeder selbst ableiten, dass vor allem Männer fast ausschließlich zu Vollkornprodukten greifen müssten, um die errechnete Zufuhrmenge an Vitamin E zu erreichen. Entspricht das der Realität? Wieviele Männer kennen Sie, die statt zur Butterbreze zur Vollkornsemmel greifen? In Anbetracht von Pizza, Nudeln, Burgern, Brot aus Weißmehl, Frühstücksflocken und ähnlichem, halten wir deshalb diese Annahme für sehr gewagt, um nicht zu sagen realitätsfern.
Zusammenfassung: Es gibt zahlreiche nicht nachvollziehbare Schlussfolgerungen und Rechnungen wie diese. Nur nähere Erläuterungen oder Aufschlüsselungen suchen wir leider vergebens. Ob und wieviele Fehler oder falsche Schlussfolgerungen in der Nationalen Verzehrsstudie II vielleicht begangen wurden, ist mit den unvollständigen Daten kaum nachvollziehbar.
Was sind die Ergebnisse der nationalen Verzehrsstudie 2?
Generell lässt sich ohne Zweifel sagen: Wir Deutsche essen zu wenige pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse und Obst. Das Max-Rubner-Institut hält außerdem fest, dass wir zu viele tierische Lebensmittel wie Fleisch und Wurstwaren verzehren.
Dem übermäßigen Konsum von verarbeiteten Kohlenhydraten oder der Differenzierung zwischen positiven und negativen tierischen Erzeugnissen schenkt man keinerlei Aufmerksamkeit. Es wird lediglich zusätzlich festgehalten, dass „etwa 80% der Männer und 76% der Frauen“ den Richtwert für die Fettzufuhr überschreiten. Außerdem wird erwähnt, dass 16% der Studienteilnehmer in den letzten vier Wochen keinen Fisch verzehrt haben. Die Empfehlung mindestens zweimal wöchentlich Fisch zu konsumieren, um den Körper mit ausreichend essenziellen Fettsäuren zu versorgen, scheint das Interesse dieser Personen leider nicht geweckt zu haben. Selbst hier bekommt man bereits den Eindruck, dass die Ernährung in Deutschland doch nicht so positiv zu sein scheint, wie viele Medien es uns berichten.
Wieviel Obst und Gemüse konsumieren die Deutschen?
Die DGE-Empfehlungen für den Obstverzehr unterschreiten 59% der Teilnehmer. Diese Angabe beinhaltet Obsterzeugnisse. Die empfohlene Verzehrmenge liegt bei 250g/Tag, welche 65% der Männer und 54% der Frauen unterschreiten. Selbst beim Addieren von Obstsaft liegen noch 43% unter dem Richtwert. Bei Säften fehlen jedoch unter anderem wichtige Ballaststoffe, diese dürfen also Obst nicht ersetzen.
Noch schlimmer sieht es jedoch beim Gemüseverzehr aus: Hier unterschreiten satte 87,4% der Befragten die Empfehlungen der DGE von 400g/Tag. Im Detail 88,5% der Männer und 86,3% der Frauen.
Ähnlich schockierend fällt der Wert derer aus, die es schaffen ganze 4 Wochen am Stück auf Obst oder Gemüse zu verzichten. Bei Gemüse sind dies rund 0,8%. In den letzten 4 Wochen kein Obst gesehen haben dagegen stolze 4% der Befragten, also einer von 25 Teilnehmern. Auf Kinder bezogen würde das bedeuten, dass in jeder Schulklasse ein Kind sitzt, welches seit mindestens einem gesamten Monat kein einziges Stück Obst angefasst hat.
Wir Deutsche essen zu wenig Obst und Gemüse: Der empfohlene Konsum von Obst wird von 59% der Teilnehmer unterschritten, der von Gemüse von über 87%.
Was sind nach den Werten der Verzehrsstudie „Mangelvitamine“ und „Mangelmineralien“?
Als Mangelvitamine und Mangelmineralien werden oft Vitamine und Mineralien bezeichnet, bei denen Richtwerte häufig unterschritten werden. Einige der höchsten Abweichungen von der empfohlenen täglichen Zufuhr haben wir für Euch aufgelistet.
Teilnehmer welche die empfohlene Tageszufuhr nicht erreichen:
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Sowohl bei Vitaminen als auch bei Mineralien werden folglich Richtwerte häufig nicht erreicht. Die Bedarfsdeckung von Jod hängt maßgeblich davon ab, ob man ausschließlich jodiertes Speisesalz zum Würzen seiner Mahlzeiten verwendet oder nicht. Kritisch zu sehen sind zum Beispiel Zink, Magnesium und Vitamin C. Diese Vitalstoffe sind für eine gesunde Entgiftung unersätzlich. Sollten hier Mangelzustände auftreten, so kann die Leber schädliche Toxine nicht mehr ausreichend entgiften. Erstaunlich ist auch, dass trotz des hohen Milchkonsums in Deutschland der Richtwert für Calcium häufig nicht erreicht wird.
Die Messmethoden: Diet-History-Interview, 24h-Recalls und Wiegeprotokolle
In der Beschreibung der nationalen Verzehrsstudie sind drei verschiedene Messmethoden angegeben. Stolz wird berichtet: „Um den Lebensmittelverzehr und das weitere Ernährungsverhalten optimal zu erfassen, wurden unterschiedliche Erhebungsinstrumente eingesetzt.“
Die einzelnen Messmethoden kurz beschrieben: Beim Diet-History-Interview wird der Lebensmittelverzehr der Teilnehmer der letzten 4 Wochen erfragt. Beim 24h-Recall dagegen wird der Verzehr des Vortages notiert. Lediglich beim Wiegeprotokoll werden Lebensmittel präzise abgewogen und in einem Protokollheft festgehalten. Es ist selbsterklärend, dass die massentauglichkeit bei den Methoden in der genannten Reihenfolge abnimmt, die Messgenauigkeit dagegen zunimmt.
Wichtig zu erwähnen ist jedoch, dass die verwendeten Ergebnisse der nationalen Verzehrsstudie seltsamerweise lediglich die Werte aus den Diet-History-Interviews erwähnen. Es liegt jedoch auf der Hand, dass es sich bei der Diet-History um die mit Abstand ungenaueste Messmethode handelt, mit der geringsten Aussagekraft. Oder wer kann bitte präzise benennen, wie viel Gramm Obst er am Freitag vor 4 Wochen gegessen hat? Deshalb ist es für uns unverständlich, dass sich sowohl der „Nationale Verzehrsstudie II Abschlussbericht“ als auch die DGE stets auf diese Werte beziehen.
Die Ergebnisse der 24h-Recalls sind genauer und weichen in Bezug auf die Obstzufuhr deutlich nach unten ab. Warum ausschließlich die schöner aussehenden, aber falsch geschätzten, Ergebnisse in öffentlichen Stellungnahmen und Berichten verwendet werden wirft bei uns Fragezeichen auf.
Zu erwähnen bleibt noch, dass die genaueste Messmethode des Wiegeprotokolls zwar wissenschaftlich breit und stolz erklärt wird, die Ergebnisse jedoch nicht einmal öffentlich abrufbar sind, sondern Journalisten vorenthalten bleiben. Ob Werte in Bezug auf die Obst- und Gemüsezufuhr bei dieser Messmethode signifikant niedriger sind als beim 24h-Recall bleibt folglich ungeklärt.
Es gab drei verschiedene Messmethethoden bei der Nationalen Verzehrsstudie II. Veröffentlicht wurden aber vor allem die Ergebnisse der ungenauesten massentauglichen Methode. Diese Ergebnisse weichen jedoch erheblich von den Werten der genaueren Messmethoden ab.
Wie sehen die genaueren Werte des 24h-Recalls aus?
Menschen überschätzen ihren persönlichen Konsum von Obst, Obsterzeugnissen und Obstsäften. Die Aussagekraft dahinter ist wichtig, weil es zeigt, dass der Mehrzahl der Studienteilnehmer die gesunde Wirkung von Obst durchaus bewusst ist. Leider sind dennoch nur wenige in der Lage, ihre eigenen Erwartungen an eine gesunde Ernährung zu erfüllen. Deshalb reden die Deutschen sich ihren Verzehr schön, um weiterhin ihrer ungesünderen Ernährungsweise nachzugehen und eventuelle Folgen zu verdrängen. Deutsche überschätzen ihren persönlichen Obstkonsum um rund 60-70%. Betrachtet man die Zahlen im Detail, so schätzen Männer ihren langfristigen Konsum von Obst auf 230g täglich, bei stichprobenartigen kurzfristigen Betrachtung nehmen sie jedoch nur 143g zu sich – das sind lediglich rund 62% der ursprünglich geschätzten Menge. Bei Frauen ist es ähnlich. Sie schätzen ihren Obstkonsum auf 278g, verzehren bei genauerer Betrachtung jedoch lediglich 182g – rund 65% des zuvor geschätzten Wertes. In jungen Jahren ist der Obstkonsum besonders niedrig. So verzehren Männer zwischen 19 und 24 Jahren durchschnittlich lediglich 74g Obst am Tag, das entspricht nicht einmal 30% der empfohlenen Mindestmenge.
Wir wissen, dass Obst und Gemüse gesund ist, überschätzen aber unseren eigenen Obstkonsum um 60-70%.
Obstverzehr: Wie stark die Realität von der eigenen Vorstellung abweicht
Damit liegen beide Geschlechter im Durchschnitt deutlich unter der empfohlenen Tagesmenge von 250g. Zu beachten bleibt, dass es sich selbst beim 24h-Recall um keine exakte Messung von Grammangaben oder Art des Obstes handelt. Probanden bekommen lediglich Bilder von ungefähren Obstportionen vorgesetzt und machen Kreuzchen, was in ihren Augen dem eigenen Konsum am nächsten kommt. Ob und wie präzise die eigene Einschätzung der Realität entspricht, bleibt auch hier unklar. Ob Studienteilnehmer korrekte Angaben machen wird nicht überprüft.
Wie wirkt sich das auf Werte von Nährstoffen wie Vitamine und Mineralien aus?
Diese Werte können wir lediglich anhand der vorliegenden Daten schätzen. Es handelt sich folglich um keine exakten Ergebnisse. Hierzu haben wir die ermittelten Werte der 24h-Recalls zu Vitaminen und Mineralien verrechnet und in Kontext gestellt, so wie wir es vom Abschlussbericht der nationalen Verzehrsstudie II erwartet hätten.
Von uns neu berechnete Werte des präziseren 24h-Interviews
Nicht alle Vitamine und Mineralien wurden betrachtet, sondern zur Vereinfachung lediglich einzelne Werte ausgewählt und stark gerundet. Jedoch lässt sich die Tendenz nach der vorliegenden Neuberechnung eindeutig erkennen und plötzlich ergibt sich ein völlig anderes Bild: Bei vielen Vitaminen und Mineralien erreichen nicht einmal 50% der Teilnehmer die vorgegebenen Richtwerte der wichtigen Nährstoffe. Bei Calcium erreichen zum Beispiel, statt der oft verwendeten 54% der Studienteilnehmer, nur noch rund 25% die empfohlene Tagesdosis.
Auch von der DGE gerne verwendete Sätze wie „bei Männern und Frauen liegt in allen Altersgruppen der Median der Vitamin C-Zufuhr deutlich über der empfohlenen Zufuhr“ erweisen sich als Halbwahrheiten. Denn der Median in der 24h-Betrachtung liegt mit 96mg (bei Männern) nur knapp, aber dennoch unter dem angegebenen D-A-CH-Richtwert von 100mg. Zusätzlich sollte erwähnt werden, dass der empfohlene Richtwert zum Beispiel bei Stillenden auf ungefähr 150mg Vitamin C ansteigt, dieser Anstieg wird nicht berücksichtigt. Auch andere Belastungen bleiben weitestgehend unbeachtet. Dass laut aktuellen Studien der Mehrbedarf von Rauchern zum Beispiel um mindestens 35mg pro Zigarette ansteigt, wird nicht erwähnt.
Fazit zur nationalen Verzehrsstudie II
Sehr häufig werden leider geschönte Zahlen anstatt der vollständigen Ergebnisse der nationalen Verzehrsstudie II verwendet und kritiklos akzeptiert. Bei genauerer Betrachtung der Berichte entdeckt man jedoch, dass man viele Informationen hat unter den Tisch fallen lassen, unrealistische Schlussfolgerung abgeleitet wurden und Werte nur sehr vage Einschätzungen ermöglichen. Warum in öffentlichen Berichten die präziseren aber aussagekräftigeren Zahlen unerwähnt bleiben, wirft bei uns Fragezeichen auf. Ergebnisse der genauesten Messmethode mit Wiegeprotokollen bleiben der Öffentlichkeit leider gänzlich vorenthalten.
Wenn öffentliche Institutionen authentische Empfehlungen aussprechen wollen oder die DGE weiterhin Nahrungsergänzungsmittel als „unnötige bunte Pillen“ betiteln möchte, sollten sie selbst mit offenen Karten spielen und keine Informationen vor dem interessierten und gesundheitsbewussten Teil der Bevölkerung verstecken.
Die harten Fakten zeigen, dass die empfholenen Richtwerte zur Aufnahme von gesunden Lebensmitteln sehr häufig deutlich unterschritten werden, vor allem in jungen Jahren. So erreichen im Alter von 19-24 Jahren Frauen im Durchschnitt lediglich 50% des empfohlenen minimalen Obstkonsums. Männer erreichen nicht einmal 30% des Wertes. Die Aufnahme von Gemüse liegt hier durschnittlich bei nur ungefähr 25% des Richtwertes.
Auch der Fischkonsum von Frauen liegt in diesem Alter bei nicht einmal 13% der empfohlenen Menge von zwei Portionen Fisch pro Woche (500g), wodurch die Versorgung an essentiellen Omega-3-Fettsäuren zangsläufig nicht ansatzweise ausreichend gedeckt wird. Richtwerte von zahlreichen Nährstoffen – wie Vitamin C, Vitamin D, Folsäure, Magnesium oder Calcium – werden in Deutschland chronisch unterschritten.
Angesichts dieser Zahlen kann man kaum von einer „ausreichenden“ Versorgung durch die durchschnittliche Ernährung mehr sprechen. Außerdem sollte der Abschlussbericht der nationalen Verzehrsstudie II darauf aufmerksam machen, dass Menschen dazu neigen ihre schlechte Ernährung „gesund zu reden“, ähnlich wie Raucher sich manchmal ihren eigenen Zigarettenkonsum mit verschiedenen Begründungen schön reden. Wo bei Rauchern mit abschreckenden Bildern auf Zigarettenpackungen reagiert wird, bleibt bei der Ernährung leider selbst eine vernünftige Stellungnahme von öffentlicher Seite aus.
Wir können anhand der Daten zusätzlich vermuten, dass eine detaillierte Beobachtung des Essverhaltens zu noch schlechteren Ergebnissen in Bezug auf die Nährstoffversorgung führen würde.
Zusätzliche Anmerkungen zur Nationalen Verzehrsstudie II
Zum Beispiel wird zwar unter anderem der Konsum von Zigaretten ermittelt, dass dies zu einem vermehrten Bedarf an Vitamin C und Antioxidantien führt, bleibt dennoch unkommentiert. Auch andere körperliche Belastungen, Krankheiten oder Stress werden scheinbar ignoriert und nicht mit in den Nährstoffbedarf eingerechnet. Die Ergebnisse werden also zum Teil beobachtet, aber nicht für Verbraucher und Journalisten in Kontext gesetzt.
Oft lässt man unter den Tisch fallen, dass die zum Vergleich verwendeten RDA-Werte sich auf den durchschnittlichen gesunden Menschen beziehen. Darunter fallen zum Beispiel ausschließlich Personen, die:
- Keinerlei Medikamente einnehmen,
- weder passiv noch aktiv rauchen,
- nicht unter Verdauungsstörungen oder Krankheiten leiden,
- nicht stillen oder schwanger sind,
- nicht unter Übergewicht leiden und
- nicht unter Stress stehen oder
- sich übermäßiger körperlicher Belastung aussetzen.
Zu erwähnen bleibt auch, dass in den U.S.A. Richtwerte für viele Nährstoffe längst nach oben hin angepasst wurden. So liegt die in Deutschland empfohlene Menge für Vitamin D zum Beispiel bei 5µg, der amerikanische Richtwert benennt dagegen mittlerweile die 3-fache Menge von 15µg. Dies zeigt deutlich den internationalen Trend, dass die Empfehlung scheinbar doch in Richtung „mehr ist besser“ geht und Richtwerte kontinuierlich nach oben angepasst werden. Ob Nahrungsergänzungen folglich sinnvoll sind, sollte jeder gesundheitsbewusste Mensch für sich selbst entscheiden und sich nicht nach Empfehlungen richten, die sich an geschönten Ergebnissen orientieren.