Täglich kommen Leser auf mich zu und fragen mich, ob ich ihre Nahrungsergänzungsmittel bewerten kann. Ein paar übliche Verdächtige kommen dabei immer wieder ins Spiel, bei denen ich gar nicht erst auf das Etikett schauen muss, um zu wissen, dass es sich definitiv um ein schlechtes Produkt und vermutlich auch um einen unseriösen Hersteller handelt. Hier sind die top-Flops, die entweder „nur“ Deinen Geldbeutel berauben oder langfristig sogar Deiner Gesundheit schaden können.
1) Vitamin D
Sehr beliebt derzeit, schließlich hat jeder von uns einen chronischen Vitamin-D-Mangel. Das ist korrekt. Der Irrtum: Es wäre klug, diesen Mangel mit einem reinen Vitamin-D-Präparat zu bekämpfen.
Warum? Jeder Nährstoff hat in der Natur zahlreiche Mitspieler. Vitamin D hat unter anderem Vitamin K als sehr engen Mitspieler.
Das sieht man leicht am Beispiel Calcium:
- Das Ziel ist es, dass Calcium zum Beispiel in unsere Knochen kommt.
- Vitamin D ist in diesem Fall wie ein Türsteher: Es hilft dem Körper Calcium aufzunehmen.
- Vitamin K (genauer gesagt Vitamin K2) dagegen ist wie ein Richtungsweiser: Es zeigt dem Calcium, wo es hin muss.
Nimmst Du jetzt nur Vitamin D zu Dir, aber gleichzeitig fehlt Vitamin K, so nimmt Dein Körper reichlich Calcium auf, aber es schwimmt planlos durch Dein Blut. Das aufgenommene Calcium kommt nie in Deinen Knochen an und wird wieder ausgeschieden. Das ist keine Hilfe, sondern stresst Deinen Körper sogar ganz leicht – schließlich muss er sich um die Ausscheidung kümmern.
Im schlimmsten Fall jedoch ist die Ausscheidung aus gesundheitlichen Gründen blockiert. Dann könnte Calcium zu Ablagerungen in Deinem Körper führen und Deine Arterien verkalken. Ein gutes Beispiel, warum ich davon abrate, einzelne Nährstoffe zu ergänzen.
Vitamin D isoliert zu ergänzen ist möglich, aber nicht optimal.
2) Magnesium
Gleiches Spiel: Magnesium kommt in unserer Ernährung dramatisch zu kurz. Das wissen wir bereits seit Jahren. Es gibt kaum jemanden, der keinen Magnesium-Mangel hat. Doch auch hier ist es ein Fehler, Magnesium zu isolieren und einzeln zu ergänzen.
In diesem Fall ist es kein Mitspieler, sondern ein Gegenspieler. Die Rede ist von Calcium. Magnesium und Calcium kämpfen in unserem Körper sprichwörtlich um offene Plätze. Deshalb sinkt die Aufnahme von Calcium, wenn wir Magnesium ergänzen und umgekehrt. Warum das ein Problem ist?
Weil es in unserer modernen Ernährung nicht nur an Magnesium, sondern auch an Calcium mangelt.
Früher predigte man: „Ergänze niemals Magnesium gemeinsam mit Calcium, da sonst weniger Magnesium in Deinem Körper ankommt.“ Diese Perspektive ist jedoch veraltet und kurzsichtig. Denn Calcium und Magnesium kommen in der Natur meistens gemeinsam vor. Aber wohl kaum, weil das unklug ist. Sondern weil es eine optimale Balance in unserem Körper gewährleistet.
Was geschieht, wenn man Magnesium einzeln ergänzt und dabei Calcium vergisst? Noch weniger Calcium aus Deinen Lebensmitteln landet in Deinen Zellen – obwohl Du eh schon zu wenig aufnimmst – und Du kommst automatisch in einen starken Calcium-Mangel. Deine Knochen werden sich bedanken.
Magnesium ohne Calcium zu ergänzen kann langfristig Deiner Gesundheit schaden.
3) Billiger Mahlzeitersatz
Wer kennt noch Slim-Fast? Oder Almased? Früher total gehypt, dann verächtet und jetzt kommen sie wieder. Nur nennt man sie heute anders: „Mahlzeitersatz“ – „vollwertiges Nahrungsmittel“ oder „this is food“ klingt besser und verspricht den schnellen Abnehm-Erfolg.
Die Realität: Schnell ja. Erfolg nein. Nicht nur funktionieren Ersatz-Diäten nicht, weil die Ernährung genauso schlecht bleibt wie vorher. Das größere Problem aber:
Unter dem schicken Mantel verstecken sich fast immer billigste Zutaten. Da wird mit Glyphosat-belasteten Hafer, billigen Proteinen, ranzigen Sonnenblumenöl und anderen bedenklichen Zutaten gearbeitet. Hierbei handelt es sich häufig um Industrieabfälle, die man sonst nicht verwerten kann.
Gerne werden dann noch ein paar Vitamine mit in den Korb geschmissen, die dann natürlich synthetisch sind und mehr schaden als nutzen. Damit das funktioniert, werden die Inhaltsstoffe versteckt und nicht weiter erklärt – Herkunft, Verarbeitung, Qualität sind völlig unklar. Finger Weg von solchen Billig-Lebensmitteln, die übertrieben teuer verkauft werden.
Anmerkung: Dasselbe gilt übrigens für „Protein-Foods“ von Großkonzernen. Du findest hier fast nie ein Bio-Siegel und das aus gutem Grund.
Ich kenne persönlich keinen einzigen Mahlzeitersatz-Shake, der mit hochwertigen Inhaltsstoffen arbeitet.
4) Liposomale Vitamine
Liposomale Vitamine ist ein neuer Marketing-Trend, auf den viele aufspringen. Angeblich sollen sie eine höhere Bioverfügbarkeit aufweisen und damit viel besser vom Körper aufgenommen werden.
Aber liposomale Vitamine bringen zwei Probleme mit sich:
- Sind liposomale Vitamine nicht nur viel zu teuer für ihre Wirkung,
- sind sie vollkommen unnatürlich.
Hier werden erneut Vitamine aus ihrem natürlichen Umfeld gerissen. Hersteller stürzen sich auf einzelne Vitamine und glauben, dass es ein „Erfolg“ ist, wenn der Blutwert eines einzelnen Vitamins so weit wie möglich in die Höhe schnellt. Das ist eine rein theoretische, aber völlig falsche Annahme.
Hier sind Wissenschaftler am Werk, die offensichtlich keine Ahnung von Ernährung haben. Denn liposomale Vitamine umgehen den Verdauungstrakt und damit das natürliche Schutzsystem des Körpers – was sonst nur synthetische Medikamente tun.
Sollten wir das tun? Ernährung am Körper „vorbeischmuggeln“?
Vitamine kommen in der Natur nicht einzeln vor. Sie brauchen immer ihre natürlichen Mitspieler. Einzelne Vitamine rauszureißen ist bereits ein Fehler. Aber sie herauszureißen und gleichzeitig das Schutzsystem des Körpers zu umgehen ist mehr als fahrlässig.
Einzelne liposomale Vitamine sind nicht nur übertrieben teuer, sie tricksen auch Deinen Körper aus, wie Medikamente. Dadurch lassen sie sich überdosieren und können gefährlich werden.
5) Synthetische Vitamine
Nicht jedem ist bekannt, dass es einen Unterschied zwischen synthetischen und natürlichen Vitaminen gibt. Noch weniger ist bekannt, dass es zum Beispiel in der Apotheke fast ausschließlich synthetische Vitamine zu kaufen gibt (in der Drogerie selbstredend auch).
Synthetische Vitamine sind billiger herzustellen und werden deshalb gerne verwendet, um den Preis zu drücken und den Gewinn zu erhöhen. Doch synthetische Vitamine werden von unserem Körper oft gar nicht aufgenommen. Wenn Sie aufgenommen werden, dann verdrängen sie manchmal andere wertvolle natürliche Nährstoffe. Deshalb gab es auch hier schon Probleme mit Überdosierung. Deshalb Finger weg von synthetischen Kopien – es lohnt sich nicht, im schlimmsten Fall schadet es.
Leider ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen, ob synthetische oder natürliche Vitamine verwendet werden – sowohl synthetisches wie auch natürliches Vitamin E darf „Vitamin E“ genannt werden. Erkennbar ist es erst auf den zweiten Blick, zum Beispiel bei Vitamin E:
- D-Alpha-Tocopherol = natürliches Vitamin E
- DL-Alpha-Tocopherol = synthetisches Vitamin E
Synthetische Vitamine werden vom Körper schlechter aufgenommen, verwertet und lassen sich überdosieren.
6) Lachsöl
Lachsöl ist der BigMac unter den Fischölen. Hört sich gut an, sieht gut aus, aber besteht in Wirklichkeit nur aus zusammengepresstem Mist. Auf den Verpackungen sieht man meist einen fröhlich springenden Lachs und das suggeriert Qualität. Dieses Marketing geht nur haarscharf an der Realität vorbei.
Das Prinzip ist einfach: Umso größer ein Fisch, desto mehr Schadstoffe nimmt er auf. Als Quelle für Fischöl eignen sich deshalb ausschließlich kleine Fische, wie Sardinen. Es gibt keinen sinnvollen Grund, warum man zu Lachs greifen sollte. Außer…
Der wahre Grund für „Lachsöl“ ist, dass es aus billigen Aquakulturen gewonnen werden kann. Nicht erwähnt wird: Umso billiger die Aufzucht des Fisches, desto mehr Medikamente und Antibiotika müssen verwendet werden, um die Fische am Leben zu erhalten. So finden wir in typischen Billig-Aquakulturen über hundert Schadstoffe, die scharf in der Kritik stehen – davon mehrere laut WHO potenziell krebsauslösende.
Wer jetzt denkt, diese Schadstoffe könne man alle herausfiltern, den muss ich enttäuschen. Viele Rückstände lassen sich nur schlecht bis gar nicht filtern – was insbesondere auf Medikamentenrückstände zutrifft. Ein Teil bleibt definitiv immer enthalten. Deshalb sollte die Rohstoffquelle für Nahrungsergänzungen stets so rein wie möglich sein.
Lachsöl ist nicht viel besser als Frittierfett. Dieses Produkt solltest Du unbedingt meiden.
7) Krillöl
„Umso kleiner, desto besser? Dann müsste ja der Krill perfekt sein, um Omega-3-Fettsäuren zu gewinnen!“ Jein. An sich, in der Theorie, vielleicht. Aber in der Praxis funktioniert das leider nicht so leicht. Krillöl zu gewinnen ist sehr aufwändig und kostspielig. Deshalb ist Krillöl um ein Vielfaches teurer als Fischöl.
Versteh mich auch hier bitte nicht falsch, ich bin ein absoluter Fan von Qualität. Bei Nahrungsergänzungen geht Qualität vor Quantität, immer. Die Frage ist: Lohnt sich Krillöl? Ist es wirklich besser? Studien haben gezeigt, dass Krillöl nicht weniger belastet ist als Fischöl. Huch?
Woran liegt das? Ich habe eine Vermutung: Die Produktion von Krillöl ist bereits so teuer, dass Hersteller bei der Schadstoff-Filterung sparen, damit der Preis nicht vollkommen durch die Decke schießt. Heraus kommt ein Produkt, das teurer, aber dennoch stärker belastet ist als ein sauber gefiltertes Fischöl von kleinen Fischen.
Krillöl ist deshalb in meinen Augen ein Marketing-Gag. Es hört sich gut an, der Krill sei besonders rein und biete angeblich viele weitere „wundersame“ Eigenschaften – die Realität sieht aber anders aus. Krillöl belastet Deinen Geldbeutel unnötig und bietet im Gegenzug keine messbaren Vorteile. Außerdem war der Krill noch nie Teil unserer natürlichen Ernährung und ist damit keineswegs nötig. (Oder wann hast Du das letzte Mal Krill gegessen?)
Ich würde das Geld lieber an anderer Stelle investieren, wo es besser angelegt ist und Du den Mehrwert auch zu spüren bekommst. Für mich steht fest: Wenn ein Hersteller Krillöl im Sortiment hat, dann geht es ihm vor allem darum Geld zu verdienen – auf unsere Kosten.
Krillöl ist ein überteuerter Marketing-Gag. Wer auf Qualität Wert legt, sollte lieber zu einem hochwertigen Fischöl oder Algenöl greifen.
Fazit: Produkt => Hersteller
Du siehst, einige Fehler entstehen durch eine falsche Herangehensweise. Wer einzelne Nährstoffe herauspickt, unterstützt seinen Körper nicht. Besser ist es, ganzheitlich zu ergänzen und Nährstoffe immer mit ihren natürlichen Mitspielern zu kombinieren.
Auf der anderen Seite zeigen einige Produkte sehr leicht, ob man einen kompetenten Hersteller vor sich hat oder nicht. Denn die Produktpalette ist das Schaufenster eines Herstellers.
Wir können durch einen Blick auf die Auswahl nicht sagen, ob ein Hersteller top Qualität bietet. Doch wir können definitiv erkennen, ob ein Hersteller selbst keine Ahnung hat und ob ihm unser Wohl am Herzen liegt oder nur sein eigener Geldbeutel
Siehst Du durch das Schaufenster Krillöl oder billige Mahlzeitersatz-Shakes? Dann scheint der Profit wichtiger zu sein als Du.
Siehst Du durch das Schaufenster reine Vitamin-D- oder Magnesium-Präparate oder gar liposomale Vitamine? Dann zeugt das nicht gerade von Know-how. Vielleicht solltest Du lieber jemanden suchen, der sich auskennt.
Siehst Du durch das Schaufenster Lachsöl oder synthetische Vitamine? Dann solltest Du sofort umdrehen und schreiend den Laden verlassen. (Oder im Internet auf das große X klicken.)
Achte auf einen Hersteller, der sich konsequent an der Natur orientiert und keine „Hype-Produkte“ anbietet, sondern ehrlich und kompetent ist.
Waren für Dich neue Erkenntnisse dabei oder hast Du Fragen zu den einzelnen Produkten? Dann freue ich mich auf Deinen Kommentar unter diesem Artikel!
P.S.: Wie man es besser macht
Ich empfehle immer auf Qualität zu achten und ganzheitlich zu ergänzen – also Nährstoffe mit ihren natürlichen Mitspielern kombinieren. Außerdem empfehle ich „suche nach einem guten Hersteller, statt nach einzelnen Produkten.“. Hier findest Du meine Empfehlungen und welchen Herstellern ich persönlich vertraue.