Endlich! Deutsche Gesellschaft für Ernährung in der Kritik

Pascal Pape

Endlich! (DGE) Deutsche Gesellschaft für Ernährung in der Kritik

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) galt lange Zeit als Anlaufstelle für Experten, Ernährungswissenschaftler, Ärzte, Medien und Laien.

Doch wissen nur die wenigsten, dass die Ernährungsregeln seit langer Zeit nicht nur überholt sind, sondern sogar die Gesundheit gefährden können.

Kein Wunder, denn unsere Medien haben sich bis heute noch nicht getraut, Studien selbst zu analysieren, kritische Experten zu interviewen oder die Aussagen der DGE zu hinterfragen – bis heute. Endlich wagt sich zum Beispiel der NDR zu Schlagzeilen wie „Alte Ernährungsregeln gefährden die Gesundheit“. Die Kernessenz und was das für Dich bedeutet, erkläre ich in diesem Artikel.

Kritik an den Ernährungsregeln der DGE

Wer kennt sie nicht, die gute alte Ernährungspyramide. Die grundlegende Basis: Brot, Pasta und Kartoffeln. Doch die Ernährungsregeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sind grundlegend veraltet. Die Hauptkritikpunkte sind folgende:

1) Zu viele Kohlenhydrate fördern Übergewicht

Vermutlich der Punkt, der mittlerweile den meisten Menschen bekannt ist und der Grund, warum „Low-Carb“-Ernährungspläne stark im Kommen sind. Dennoch verharrt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung darauf, dass wir „Reichlich Getreideprodukte sowie Kartoffeln“ essen sollten. In einem Land, in dem mehr als die Hälfte der Bürger mit Übergewicht zu kämpfen hat, ist diese Empfehlung mehr als fahrlässig.

2) Mehr Proteine bitte

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung predigt seit Jahren, dass der Konsum von zu vielen Proteinen gefährlich für die Gesundheit sei. So sollen wir angeblich nicht mehr als 10-15% unserer täglichen Energie aus Proteinen zu uns nehmen. Auch diese Aussage ist überholt und kann laut Ernährungsmedizinern zu einem Eiweißmangel führen. Bis zu 40% sind nicht nur vollkommen bedenkenlos, sondern wirken auch dem Muskelabbau entgegen.

3) Fett ist nicht böse, Eier sind es auch nicht

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung betont, dass vor allem gesättigte (meist tierische) Fette ungesund sein sollen. Auch Eier sollen nach wie vor böse und schlecht für den Cholesterinspiegel sein. Unsinn, sagen etliche Studien, die diese alten Ernährungsregeln widerlegen.

Die Ernährungsregeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sind veraltet.

So reagiert die Deutsche Gesellschaft für Ernährung

Gar nicht. Und das ist das eigentlich schockierende Ergebnis. Seit Jahren ist die Studienlage in vielen Punkten völlig eindeutig, man könnte sagen, die Beweislast ist erdrückend. Laut Studien könnte die Wahrscheinlichkeit für Erkrankungen wie Herzinfarkte leicht um 30% gesenkt werden.

Aus diesem Grund hat unter anderem die Harvard School alte Fehler eingestanden und korrigiert, sodass sie ihre Ernährungspyramide komplett umstrukturiert haben. Gemüse und Obst als Basis, anstatt Getreideprodukte wie Nudeln und Brot. Direkt nach Obst und Gemüse kommen bereits tierische Produkte – die laut DGE immer noch nur mit Vorsicht zu genießen sein sollen.

Doch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung ist selbst jetzt noch nicht bereit, auch nur eine einzige der genannten Ernährungsregeln überhaupt anzupassen. Auf die Eiweißfrage hin, reagiert Prof. Lorkowski von der DGE mit der Antwort: „Es gibt auch immer wieder Kollegen, die Bedenken äußern, dass eine erhöhte Proteinzufuhr auch negative Auswirkungen haben kann.“

Der Entschluss der DGE ist deshalb: Das wird erstmal noch in Ruhe diskutiert und wenn, dann gibt es – aber nur vielleicht – eine ganz kleine Anpassung nach oben. Von einer kompletten Umstrukturierung und Überarbeitung der verstaubten Ernährungsregeln keine Spur.

Das große Problem daran ist die hieraus entstehende Flüsterpost. Denn während gute Ernährungswissenschaftler über derartige Aussagen lachen, vertrauen weiterhin viele Medien, Ärzte und Laien auf die DGE.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung steckt im Winterschlaf fest: Wichtige Abänderungen der bestehenden Ernährungsregeln sind in den nächsten Jahre nicht zu erwarten.

Ist viel Eiweiß ungesund?

Falls Du verwirrt mit dem Kopf schüttelst, hier ein kurzer Exkurs. Nehmen wir nur mal dieses eine Beispiel heraus, was laut DGE erst noch ein paar Jahre diskutiert werden muss. Wie kommt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung darauf, dass viel Eiweiß ungesund sei?

Ursprung dieser Aussage sind Studien an kranken Menschen, deren Nieren geschädigt waren. Die Nieren werden bei der Verstoffwechselung von Eiweiß belastet. Viel Eiweiß und kaputte Nieren, bedeutet viele Probleme für den Körper. Ganz einfach.

Das hat jedoch nichts – wirklich absolut nichts – mit der Verstoffwechselung von Eiweiß in einem gesunden Körper zu tun.

Ich vergleiche es gerne mit einer Darmerkrankung. Der Darm wird durch viele Ballaststoffe in der Ernährung stark beansprucht. Bei einer Darmerkrankungen gibt das Probleme. Bedeutet das im Umkehrschluss, dass ballaststoffreiches Gemüse allgemein ungesund ist? Finger weg von Gemüse, bitte nur noch leichtverdauliche Salzstangen? Nein, das würde niemand wagen zu behaupten. Das Gegenteil ist der Fall: Viele Ballaststoffe sind gesund – solange Du nicht eine schwere Darmerkrankung hast. Gleiches gilt für Eiweiß, das nur bei Nierenerkrankungen ein Problem ist.

Ist eine eiweißreiche Ernährung ungesund? Nein, hierbei handelt es sich um ein altes Märchen.

Was die Medien nicht erwähnen

Was die Medien jedoch (noch) nicht erwähnen: Das alles hat weitreichende Folgen. Denn es geht bei weitem nicht nur um grundsätzliche Ernährungsregeln. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung stellt unter anderem auch die Richtlinien für Mikronährstoffe auf, wie zum Beispiel Vitamine, Mineralstoffe oder Omega3-Fettsäuren.

Mikronährstoffe bezeichne ich gerne als Bausteine des Lebens. Die DGE wiederum legt fest, wie viele dieser Nährstoffe unser Körper braucht, um gesund zu bleiben und ab welchem Punkt wir Gummibärchen essen dürfen. Auch hier ist die DGE weiterhin Ansprechpartner Nummer Eins und ein großes Vorbild für viele Experten aus verschiedenen Gebieten, darunter selbst Ernährungswissenschaftler und Professoren.

Es mag jedoch nicht verwundern, dass auch die Richtlinien zu Mikronährstoffen vollkommen veraltet sind. Was bedeutet das? Die meisten Menschen sind der Überzeugung, dass Nahrungsergänzungen unnötig oder etwas schlechtes seien. Kein Wunder, denn genau das behauptet die DGE seit Jahren. Doch wie sieht die Realität aus? Hier die Fakten.

Sind Nahrungsergänzungen unnötige bunte Pillchen?

1) Deutschland ist durchaus ein Vitaminmangel-Land

Laut DGE soll die „aktuelle Datenlage zur Vitaminversorgung“ klar beweisen, dass Deutschland kein Vitaminmangelland ist. Die Wahrheit sieht anders aus: Über 80% der Deutschen erreichen die Zufuhrempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung nicht – laut exakt der Daten, die auch der DGE vorliegen.

2) Die Referenzwerte gelten nur für kleine Teile der Bevölkerung

Weiterhin sind viele Menschen der Überzeugung, dass die Zufuhrempfehlungen für Vitamine für den Großteil der Bevölkerung gelten. Das ist falsch. Wie auch die allgemeinen Ernährungsregeln, beschränken sich die Empfehlungen für Mikronährstoffe auf junge und gesunde Menschen. Das heißt, die DGE schließt breite Bevölkerungsgruppen aus – darunter Übergewichtige, Aktiv- und Passiv-Raucher, Schwangere oder ältere Menschen – die allesamt einen erhöhten Nährstoffbedarf haben.

3) Die Richtwerte sind veraltet und viel zu niedrig angesetzt

Die Richtlinien der DGE sind, wie bereits erwähnt, ebenso veraltet wie die allgemeinen Ernährungsregeln. Bereits vor Jahrzehnten haben Experten mindestens doppelt-, zum Teil bis zu zehnmal so hohe Mindestwerte gefordert. Die Richtwerte für Vitamine sollten also nach oben hin angepasst werden.

Zeit, die alten Vorurteile gegenüber Nahrungsergänzungen zu überdenke?

Gefährliche Flüsterpost: Die meisten Experten lehnen Nahrungsergänzungen nur deshalb ab, weil sie weiterhin blind der DGE vertrauen.

Was bedeutet das für mich?

Der Artikel des NDR zeigt, dass sich immer mehr Ernährungswissenschaftler von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung abwenden. Eier schaden unserem Cholesterinspiegel nicht, Fette sind nicht böse und Eiweiße liefern wichtige Bausteine.

Auch ihre Sichtweise zu Mikronährstoffen überdenken immer mehr Experten. Denn die Hauptargumente gegen die „bösen“ Nahrungsergänzungen stammen allesamt aus der Feder der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Die gleiche DGE, die bereits so viele ihrer Kollegen aufs schärfste kritisieren.

Für Dich bedeutet das konkret:

Vorsicht vor Ernährungsratschlägen, die auf Aussagen der DGE beruhen

Zu wenige Experten sind bereit, selbst Studien zu analysieren, intensiv zu recherchieren und sich ein eigenes Bild zu verschaffen. Achte in Zukunft mal darauf, wie viele Journalisten und Berater weiterhin an der Deutschen Gesellschaft für Ernährung festhalten. Wenn die DGE als Grundlage für ein Argument oder gar für einen ganzen Artikel verwendet wird, dann solltest Du hellhörig werden. Denn das ist ein klares Zeichen für mangelnde Recherche.

Vorsicht vor Opportunismus

Einige Ernährungsberater lachen zwar über die Ernährungsregeln der DGE, nehmen sie aber dennoch als Quelle, wenn es ihnen gelegen kommt. Das sehe ich sehr häufig bei der Argumentation gegen Nahrungsergänzungsmittel. Der NDR zum Beispiel müsste konsequenterweise, in den nächsten Wochen, einen kritischen Bericht über die Aussagen der DGE zu Nahrungsergänzungsmitteln und Mikronährstoffen aufsetzen. Was denkst Du, ist das zu erwarten?

Informiere Dich selbst, ergänze clever

Und natürlich mein Lieblingspunkt: Bleib kritisch und informiere Dich selbst. Ernährung ist nicht immer ein leichtes Thema, aber es ist jede investierte Minute wert. Lerne und teste, welche Lebensmittel Dir gut tun und welche nicht, woher Dein Körper wichtige Nährstoffe und Pflanzenstoffe erhält und entscheide selbst, welche Nahrungsergänzungen in Deinen Augen Sinn machen.

Wem das alles zu kompliziert ist, der kann sich einen guten Ernährungsberater suchen und sich die wichtigsten Grundlagen, in einem kurzen Beratungsgespräch, erklären lassen. Solange Deine Ernährungspyramide nicht Brot und Nudeln als Basis hat, bist Du schon mal auf einem guten Weg (siehe: Titelbild, so sollte es nicht aussehen).

Ansonsten: Am Esstisch darfst Du den Kopf ausschalten. Stress Dich nicht und genieße Dein Essen!

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