Superfood: Gesund oder Super-Flop?

Pascal Pape

Superfood: Gesund oder Super-Flop?

Ein Raunen geht durch Deutschland. Öko-Test hat Superfoods getestet und kommt zu dem Schluss: Superfood ist gar nicht supergut, sondern superschlecht und supertoxisch. Als mir mein Bruder von der Schlagzeile erzählte, war meine erste Reaktion Skepsis. „Wirklich so schlimm?“ Sollten wir alle Superfoods wegschmeißen? Zeit, etwas genauer hinzuschauen. Wie gut oder schlecht sind Superfoods wirklich?

Hintergrund zu Öko-Test

Viele Verbraucher vertrauen dem Verbrauchermagazin blind und offensichtlich auch die Medien, deshalb wird die Schlagzeile kritiklos verbreitet. Ich selbst dachte früher auch, dass Öko-Test nur unser Wohl am Herzen liegt. Doch ich beobachte das Magazin mittlerweile schon seit ein paar Jahren und meine Meinung hat sich um 180° gedreht.

Ja, die Tests bieten manchmal eine gute Orientierung. Jedoch sind sie sehr einseitig und werden mit einer ordentlichen Portion Meinung geliefert. So scheint Öko-Test zum Beispiel allgemein gegen alles, was nach Lebensmittelkonzentrat oder Nahrungsergänzung riecht. Dazu zählen wohl auch exotische Superfoods.

Was ist Superfood?

Superfood ist ein Marketing-Begriff für besonders gesunde Lebensmittel. So enthalten Superfoods viele Nährstoffe (hohe Nährstoffdichte), die wichtig für unsere Gesundheit sind. Was mir sauer aufstößt: Statt Superfoods ehrlich zu bewerten, attackiert Öko-Test fast ausschließlich das Marketing.

Superfoods werden gerne mit wundersamen Gesundheitsversprechen vermarktet. Sie sollen Krankheiten heilen, das Herzinfarktrisiko senken oder das Altern aufhalten können. Hier stimme ich Öko-Test zu, man sollte vorsichtig bei derartigen Aussagen sein, absolut richtig. Ein Lebensmittel macht noch keine gesunde Ernährung.

Dennoch ist Fakt, dass eine ganzheitlich gesunde Ernährung, reich an wertvollen Nährstoffen, nunmal – man glaubt es kaum – tatsächlich gesund ist, Krankheiten vorbeugen und das Altern verlangsamen kann. Nährstoffreiche Lebensmittel wiederum bilden die Basis einer gesunden Ernährung.

Öko-Test interessiert aber weder gesunde Ernährung, noch welche Rolle Superfoods dabei spielen können oder ihre Zusammensetzung. Stattdessen reiten sie auf dem Marketing herum und betreiben Gegen-Propaganda. Nach einer halben Seite bereits lenkt Öko-Test davon ab, dass sie zwar noch überhaupt keine Fakten herausgearbeitet haben, aber schon zu dem Schluss kommen können, ich zitiere: „Wenn die Produkte schon wenig bewirken…“

Nur weil Superfoods keine Wunder vollbringen, heißt das noch lange nicht, dass sie wenig bewirken. Das ist unauffällige Manipulation.

Superfoods bieten eine hohe Nährstoffdichte oder besonders wertvolle Nährstoffe. Bei wundersamen Versprechungen ist Vorsicht angesagt.

Ist Superfood gesund?

Stellt sich die Frage, ob wir Superfoods kaufen und in unsere Ernährung integrieren sollten? Die moderne Ernährung ist etwas aus dem Lot geraten, um das zu beweisen, muss man nur durch die Fußgängerzone streifen. Meine treuen Leser wissen:

  1. Menschen werden immer dicker und nehmen zu viele Kalorien zu sich.
  2. Wir nehmen durch die moderne Ernährung zu wenige Nährstoffe zu uns.

Superfoods bilden einen Gegenpol: Wenig Energie (wenige Kalorien), gleichzeitig viele Nährstoffe. Gut oder schlecht? Ich glaube, darüber muss man gar nicht diskutieren.

Zudem sind Superfoods ideal, um Lücken zu stopfen. Bestes Beispiel: Veganer müssen ihre Aminosäuren mühselig einzeln sammeln, unter anderem, da pflanzliche Proteine von unserem Körper schlechter aufgenommen werden. Hier kommen Superfoods mit reichlich und verschiedenen Aminosäuren gerade recht.

Dennoch, einmal Chia-Samen ist ähnlich sinnvoll wie den ganzen Tag nur Äpfel zu essen. Superfoods sind Lebensmittel, jedes Superfood hat seine Stärken und Schwächen. Es bleibt die Devise: Abwechslung und Vielfalt. Wer verschiedene gesunde Lebensmittel und Superfoods miteinander kombiniert, ernährt sich wirklich gesund und vermeidet unnötige Kalorien.

Warum Öko-Test nicht zu diesem Schluss kommt? Weil sie sich wieder an einzelnen Marketing-Aussagen aufhängen. So wird bei der Goji-Beere lediglich der Vitamin-C-Gehalt mit einer Orange verglichen, das angeblich vernichtende Ergebnis: „Eine Orange liefert 16-mal so viel.“ Doch einige Dinge werden verschwiegen:

  • Der Vitamin-C-Gehalt der Orange ist allgemein sehr hoch.
  • Pro Gramm enthält die Orange lediglich 3x so viel Vitamin C.
  • Die Goji-Beere enthält 40x so viel Vitamin A (Antioxidans).
  • Die Goji-Beere enthält 178x so viel Selen (Antioxidans).
  • Die Goji-Beere enthält zahlreiche weitere Antioxidantien, darunter Lutein.

Öko-Test vergleicht also ein bisschen einseitig. Fakt ist: In puncto Antioxidantien schneidet die Goji-Beere sehr gut ab.

Superfood ist gesund: Aber ein Superfood macht noch keine gesunde Ernährung, die Kombination macht’s!

Warum sollen Superfoods ungesund sein?

Die Frage, ob Superfoods an sich gesund sind, stellt sich überhaupt nicht. Die einzigen Fragen, die sich stellen:

1) Was zählt als Superfood und was nicht?

2) Welche Superfoods werden schlecht angebaut und enthalten deshalb Toxine?

1) Was zählt als Superfood und was nicht?

Das ist eine Sache der Defintion. Es gibt Obst- und Gemüsesorten, die schlichtweg nährstoffreicher sind als andere. Wo herkömmliche Lebensmittel aufhören und wo Superfoods anfangen, ist wirklich schwer zu beantworten. Zu beachten ist dabei, dass wir noch lange nicht alle Nährstoffe kennen, die für unsere Gesundheit wichtig sind. Pflanzenstoffe aus Brokkoli oder Beeren konnten in Studien Krebs bekämpfen. Pflanzenstoffe, keine Vitamine – Superfood oder nicht?

Doch wer Chia-Samen zu Superfoods zählt, muss konsequenterweise auch Leinsamen zu Superfoods zählen. Es ist also ziemlich unwichtig, ob ein Lebensmittel aus Deutschland, Italien, Mexiko oder China stammt. Leider hilft einem der Artikel von Öko-Test bei diesem Punkt erneut nicht weiter, da Superfoods als „Exoten“ pauschalisiert werden. Ich sehe das anders.

So zählen für mich selbst Fisch oder Fleisch (artgerecht ernährt) als Superfood. Warum? Na, weil sie eine hohe Nährstoffdichte liefern. Öko-Test dagegen vergleicht den Omega-3-Gehalt von Chia-Samen mit dem von Lachs – völlig wirr.

So sollte man eigentlich „normale“ Lebensmittel mit angeblichen Superfoods vergleichen. Das wäre fair und würde dem Verbraucher eine Orientierung geben. Apfel, Gurke, Tomaten oder auch Vollkornbrot sind „normale“ Lebensmittel. Superfoods dagegen sind unter anderem Beeren oder Chia-Samen. Vergleich mal Brot mit Chia-Samen, Du fällst vom Hocker.

Superfoods sollten natürlich so ökologisch wie möglich angebaut werden oder leben. So enthalten sie mehr gesunde Nährstoffe und weniger Schadstoffe.

Superfoods finden wir überall, sie können genauso aus Deutschland stammen wie aus China: Fleisch, Fisch, Kräuter, Gewürze, Nüsse und Samen gehören zu den Lebensmitteln mit der höchsten Nährstoffdichte.

2) Was ist mit Toxinen, wie Pestiziden & Co.?

Genau genommen ist das die eigentliche Schlagzeile von Öko-Test: „Exotische Superfoods mit Toxinen belastet“, nur dass sie es so nicht schreiben. Hierfür engagiert Öko-Test ein Labor und testet – wenn auch nur sehr wenige – verschiedene Marken. Für diese Daten können wir Verbraucher wirklich dankbar sein: Pestizide, Cadmium und Mineralöle wurden gefunden.

Doch wer in die Hände klatscht und sich freut, dass er eine aussagekräftige Test-Tabelle erhält, den muss ich leider nochmal kurz bremsen. Die Ergebnisse sollten interpretiert werden. Warum?

Superfoods sind auch „nur“ Lebensmittel. Das vergisst Öko-Test aber, denn sie vergleichen die Werte nicht mit anderen Lebensmitteln. So beschwert sich zum Beispiel Naduria (Chia-Samen) in einer öffentlichen Stellungnahme, dass einige Werte bei regionalen Produkten (z.B. Leinsamen) „teilweise um das 10- bis 100-fache höher liegen“. Dennoch werden die regionalen Alternativen angepriesen.

Auch ich kann die Werte nur bedingt vergleichen, weil ich leider kein Labor Zuhause rumstehen habe. Aber ich werde den Verdacht nicht los, dass Öko-Test plötzlich unverhältnismäßig hohe Anforderungen stellt.

So wird bei Kakao die Belastung an Cadmium betont. Doch Kakao ist allgemein stark mit Cadmium belastet und das ist Öko-Test auch schon seit Jahren bewusst. Leider „vergessen“ sie das zu erwähnen. Es wird zudem nur am Rande erläutert, dass sie Grenzwerte von 2019 als Richtlinie heranziehen, worauf viele Hersteller natürlich heute noch nicht eingestellt sind.

Ähnliches gilt bei den anderen Faktoren. Bereits ein Pestizidgehalt, der lediglich 10% der Rückstandshöchstmenge erreicht, führt zu Punktabzug. Auch hier ist Naduria ein gutes Beispiel. Sämtliche Parameter liegen offensichtlich „deutlich unter den gesetzlichen Grenzwerten“, dennoch erhalten die Chia-Samen im Test die Note mangelhaft. Fair?

Und ja, Mineralöle sind ein großes Problem, aber sicher nicht nur für Superfoods, sondern auch für andere Lebensmittel – darunter zum Beispiel Bio-Grieß oder Bio-Linsen.

Superfoods sind auch „nur“ Lebensmittel: Pestizide und andere Toxine gehören heute leider zum Geschäft des Alltags.

Meine Erkenntnisse zusammengefasst

Auch wenn deutlich wird, wie kritisch man solche Artikel betrachten muss, helfen die Ergebnisse von Öko-Test uns Verbrauchern bei der Wahl der richtigen Marke. Hier meine persönlichen Schlüsse:

Goji-Beeren: In meinen Augen zählen sämtliche Beeren als Superfood. Egal ob Goji-Beeren oder Heidelbeeren, sie waren stets ein wichtiger Bestandteil unserer Ernährung und liefern reichlich gesunde Antioxidantien. Wer will, kann Goji-Beeren in seine Ernährung integrieren, um für zusätzliche Abwechslung und Vielfalt zu Sorgen. Jedoch stammen Goji-Beeren aus China und sind tendenziell stärker belastet. Unbedingt zu Bio greifen, Morgenland scheint sehr gute Qualität zu liefern.

Kokos-Öl: Es wurde nur ein Bio-Kokos-Öl getestet, das gut abgeschnitten hat. Ich würde deshalb tendenziell zu Bio greifen.

Chia-Samen: Chia-Samen bieten eine gute Abwechslung zu Leinsamen. Für den Anbau der Chia-Pflanze braucht man keine Pestizide. Deshalb ist es relativ irrelevant, ob Bio oder nicht. Entscheidend ist lediglich das Herkunftsland und die Umgebung, also ob Pestizide von Nachbarfeldern „herüberwehen“. Finger weg von Chia-Samen aus Paraguay. Seeberger scheint gute Qualität zu bieten.

Konzentrate, Spirulina, Gerstengras, Acai, etc.: Konzentrate haben durchweg schlecht abgeschnitten. Weder Bio noch vegan sind ausreichende Qualitätsmerkmale. Meine treuen Leser wissen, dass man deshalb Konzentrate und andere Nahrungsergänzungen nicht im Supermarkt kaufen sollte. Besser zu einem kompetenten Fachhändler greifen, der Toxine ausgiebig testet und filtert.

Großketten, Alnatura und Basic: Enttäuscht bin ich von den Ketten Alnatura und Basic, die beide außerordentlich schlecht abgeschnitten haben. Die Chia-Samen von Basic waren nicht einmal verkehrsfähig. Das mag auf die Herkunftsländer (Südamerika) zurückzuführen sein, rechtfertigt aber keine mangelhaften Importkontrollen. Ich würde deshalb von diesen Marken erstmal nur noch deutsche Produkte kaufen.

Herkunftsländer: Es ist bekannt, dass China mit einer hohen Umweltbelastung zu kämpfen hat. Doch auch Südamerika oder Afrika sind alles andere als frei von Umweltbelastungen. Boden, Wasser, Luft, umliegende Felder – viele Faktoren haben Einfluss auf den Anbau von Lebensmitteln. Wenn möglich, greife ich zu deutschen Produkten. Hier sind Qualitäts-Richtlinien und Kontrollen einfach schärfer und verlässlicher – und natürlich mindert es auch die Umweltverschmutzung durch Transport. Neu war mir, dass zum Beispiel Südamerika allgemein schlecht, Bolivien aber gut abschneidet.

Fazit: Superfoods

Dass wir heute mit Pestiziden, Schwermetallen und anderen Giften zu kämpfen haben, ist nicht neu. Mineralöle geraten immer mehr in den Fokus und sind ein großes Problem, das man selbst mit Bio (noch) nicht umgehen kann. Auch das ist schon länger bekannt und gilt für Superfoods genauso wie für andere Lebensmittel.

Superfoods sind also nicht pauschal frei von Schadstoffen. Dennoch bieten Superfoods entweder eine Fülle an gesunden Nährstoffen oder solche, die wir sonst nur schwer bekommen. Ein Superfood macht jedoch noch keine gesunde Ernährung und einzelne Pülverchen wie Spirulina haben alleine kaum eine Auswirkung auf unsere Gesundheit.

Wer sich breitgefächert gut versorgen oder seine Ernährung optimieren möchte, kann zu einem Mix aus Superfoods greifen. Wie immer empfehle ich hierbei auf Qualität zu achten. Gute Nahrungsergänzungen findet man nicht im Supermarkt, sondern beim Hersteller des Vertrauens, der zahlreiche Gifte testet und penibel eliminiert. Mehr dazu im Newsletter.

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