Kalte Hände und Füße? Warum Frauen immer kalt ist

Pascal Pape

Kalte Hände und Füße & Warum Frauen immer kalt ist

Das Phänomen kennen wir alle, sowohl Männlein als auch Weiblein: Frau streckt sehnsüchtig die kalten Füße, erst unter die Decke und dann zwischen die Füße des Partners, mit den Worten „wärm mich mal!“ Woraufhin der Mann zwei Eisblöcke entgegengestreckt bekommt und vom Kälteschock getroffen schreiend von der Couch springt. Kalte Hände und kalte Füße von Frauen verhalten sich dabei identisch und auch sonst ist Frau viel schneller kalt als Mann. Wie lässt es sich begründen, dass Frauen immer kalt ist und sie unter permanent kalten Händen und Füßen leiden?

Kalte Hände und Füße – Schutz des Uterus

Sucht man nach den Gründen für kalte Füße oder Hände wird einem eine Vielfalt an Begründungen entgegengeworfen und am Ende fast jeden Artikels steht der Satz „man kann sich noch nicht vollends erklären, warum insbesondere Frauen unter kalten Händen und Füßen leiden“ oder auch einfach „man weiß es noch nicht so genau“. Weil die Erklärung so komplex ist, weichen viele Autoren beim verfassen ihrer Texte auch schlicht auf möglichst simple Einzeiler aus, wie zum Beispiel: „Kalte Hände und Füße von Frauen lassen sich durch den nötigen Schutz des Uterus einer werdenden Mutter begründen.“ Das klingt dann für viele Frauen so einleuchtend, dass sie sich mit der Aussage zufrieden geben. Jede Mutter hört gerne, dass ihr der Schutz des eigenen Kindes wichtig ist. Und selbstverständlich braucht ein, im Uterus heranwachsender, Fötus sehr viel Schutz.

Doch wie lässt sich dann begründen, dass dieser „Schutz“ nur in eine Richtung funktioniert? Denn Männer schwitzen viel schneller als Frauen und können so den Körper besser vor Überhitzung schützen. Müssten Frauen nicht deutlich mehr Schwitzen, um Ihr Ungeborenes vor Überhitzung zu schützen? Wir sehen also, die Begründung für kalte Hände und Füße ist leider nicht ganz so simpel und es gibt eine Vielzahl zu beachtender Aspekte:

  1. Muskelmasse & Fettmasse von Männern und Frauen
  2. Körpervolumen von Männern und Frauen
  3. Geschlechtshormone: Östrogen vs. Testosteron
  4. und viele weitere…
  5. Dazu zählt auch der Schutz innerer Organe:

Kalte Hände und Füße – Schutz innerer Organe

Das Phänomen der kalten Hände und Füße ist ein Schutzmechanismus des Körpers vor übermäßiger Kälte. Dieser eingebaute Mechanismus findet sowohl bei Männern als auch bei Frauen statt. Ist der gesamte Körper Kälte ausgesetzt und droht zu unterkühlen, so verengen sich automatisch jene Blutadern, welche die Blutversorgung zu Händen und Füßen verringern, gleichzeitig sinkt der Blutdruck. Dadurch kommt weniger warmes Blut in unseren Händen und Füßen an. Das hat den Vorteil, dass mehr Wärme im Inneren unseres Körpers gespeichert werden kann und somit der Erhalt der wichtigsten Körperfunktionen gewährleistet wird. Ein ähnliches Phänomen konnten Wissenschaftler sogar bei Mammuts nachweisen. Mit einem noch ausgeklügelterem Adernetzwerk hatten Mammuts noch häufiger kalte Füße, als unsere menschlichen Weibchen. Damit konnten sie der eisigen Kälte der Eiszeit trotzen und zumindest zeitweilig ihr Überleben sichern. Um etwaige Drohbriefe vorher abzuwenden: Der Vergleich von Frauen und Mammuts ist selbstverständlich rein wissenschaftlich zu sehen und wurde nur zur Veranschaulichung des, für kalte Hände und Füße, zuständigen Mechanismus herangezogen. Die Körperreaktion zum Schutz von lebenswichtigen Organen ist auch der Grund, warum bei Opfern von extremer Kälte (z.B. Bergsteiger) erst Finger und Zehen unterkühlen oder gar absterben.

Allgemeine Voraussetzung für kalte Hände und Füße ist also, dass der Organismus zu unterkühlen droht. Folglich gilt es zu verstehen: Warum ist Frauen überhaupt so oft kalt?

Warum Frauen immer kalt ist – Testosteron & Östrogen

Ausgangspunkt liefern hierbei die Geschlechtshormone Testosteron und Östrogen. Bei Männern sorgt der höhere Testosteronspiegel für ein starkes Muskelwachstum. Deshalb machen bei Männern die Muskeln rund 40% der Körpermasse aus, Frauen schaffen es hier nur auf rund 25%. Im Vergleich dazu verfügen Frauen über einen höheren Fettanteil, jedoch speichert Fett lediglich Energie. Muskeln wandeln Energie in Bewegung und Wärme um. Sie produzieren selbst im Ruhezustand Wärme und wenn sich Männer bewegen, so erzeugt ihr hoher Anteil an Muskelmasse noch mehr Wärme, als der geringere Muskelanteil bei Frauen. Das sorgt automatisch für eine bessere Versorgung an Wärme durch den gesamten Körper. Aus Position der Männer betrachtet gilt also: Frauen ist immer kalt!

Andersherum betrachtet können Frauen, denen angeblich immer kalt ist, sagen: Männern ist einfach immer warm! Und so ist es auch. Wie bereits angesprochen, sorgt die hohe Muskelmasse für eine starke Wärmeproduktion und das selbst im Ruhezustand. Denn Muskeln entspannen nie zu 100%, sondern behalten immer eine Grundspannung bei und verbrauchen somit auch immer Energie. Da Männer mehr Wärme produzieren, müssen sie sich eher vor Überhitzung als vor Unterkühlung schützen. Das ist der Grund, warum Testosteron dafür sorgt, dass Männer deutlich wärmeempfindlicher sind und schneller anfangen zu schwitzen.

Warum Frauen immer kalt ist – Frauen verlieren mehr Energie

Östrogen sorgt dafür, dass sich die Blutgefäße von Frauen weiten. Bei angenehmer Außentemperatur werden somit trotzdem alle Körperbereiche ausreichend versorgt. Mit zunehmend sinkender Außentemperatur verschwendet der Frauenkörper damit leider auch viel Energie. Deshalb ist Frauen subjektiv gesehen immer kalt. Zusätzlich haben Frauen mehr Masse im Verhältnis zur Oberfläche. Sind zum Beispiel Frauen genauso groß wie Männer und liegen beide im Normalbereich des Körpergewichts ihres Geschlechts, so wiegt ein Mann rund 20% mehr als sie. Durch mehr Oberfläche verliert der weibliche Körper mehr Energie, was jedem Physiker sofort klar ist. Das ist auch der Grund, warum wir bei Kälte die Arme anlegen oder uns sogar zusammenrollen. Damit reduzieren wir die Oberfläche und verlieren weniger Energie an die Umgebung.

Selbstverständlich hat die Natur einen Plan entwickelt, wie man der schlechteren Wärmeversorgung bei Frauen entgegenwirken kann. Deshalb sorgt Östrogen auch dafür, dass der Körper auf Kälte empfindlicher reagiert. Darum verengen sich die Blutgefäße bei Frauen schneller als bei Männern. Deshalb sind Frauen kälteempfindlicher und bekommen schneller kalte Hände und Füße.

Zusammengefasst: Frauen verlieren schneller Wärme als Männer, deshalb muss der weibliche Körper mit der Wärmeenergie mehr haushalten. Um lebenswichtige Organe und den Uterus zu schützen, wird die Wärmezufuhr von äußeren Extremitäten zuerst reduziert. Dadurch erklärt sich warum Frauen schneller kalte Hände und Füße bekommen als Männer.

Hitzewallungen Wechseljahre – Wenn Hormone verrückt spielen

Gleichzeitig erhält man mit Hormonen auch die Erklärung für Hitzewallungen in den Wechseljahren, da Testosteron und Östrogen mitverantwortlich für die Regulierung der Körpertemperatur sind. Viele Frauen leiden in ihren Wechseljahren unter Schweißausbrüchen oder Hitzeschüben. In den Wechseljahren gerät der Hormonhaushalt einer Frau durcheinander. Der Körper ist es nicht gewohnt, dass sich plötzlich der Östrogenanteil im Vergleich zum Testosteronanteil im Körper ändert und sinkt.

Was kann ich gegen kalte Hände und Füße tun?

Prinzipiell sind kalte Hände und Füße kein Grund zur Sorge. Wer chronisch unter kalten Händen und Füßen leidet, der sollte sich von seinem Arzt beraten lassen. Ein Blutbild kann Aufklärung verschaffen, ob eventuell eine Hormonstörung oder Östrogendominanz vorliegt.

Wer häufig kalte Hände und Füßen hat sollte zusätzlich auf eine gesunde Ernährung achten.

Das hilft gegen kalte Hände und Füße:

  • Fett reduzieren
  • Sport treiben, den Körper fit halten
  • Gesunde Ernährung: Ausreichend Gemüse, Vitamine & Mineralien
  • Östrogene aus der Umwelt reduzieren, z.B.: Keine PET-Trinkwasserflaschen benutzen, Plastikgefäße für Nahrungsmittel meiden
  • Eventuell die Ernährung mit essentiellen Nährstoffen ergänzen
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